Hallo an alle Optimisten und Pessimisten,
ich stelle hier nochmal ein Zitat aus meinem Beitrag vom 27.12. in Saschas Thread (Rückverlegung, die Wahrheit) ein, der hier auch passt:
Merlina hat geschrieben...
ich denke, es macht einen großen Unterschied, welche Diagnose einer Stomaanlage bzw. Darm(teil)entfernung zugrunde liegt.
Wer FAP hat, dem geht es möglicherweise (sorry, falls ich das falsch vermute) noch am besten. Der hat oft schon länger die Information, dass er evtl. irgendwann den kompletten Dickdarm verliert, damit die Gefahr der Entartung der Polypen gebannt ist. Der lässt sich einen Pouch legen, der - so vermute ich - auch wenig Probleme macht, weil er sich nicht wie bei CU entzünden wird. Der Betroffene hat nach RV eine erhöhte Stuhlfrequenz, aber vermutlich ist alles überschaubar.
Wer aufgrund einer CED seit Jahren mit z.T. dramatischen Durchfällen gekämpft hat, der hat sich häufig schon lange mit dem Gedanken auseinandergesetzt, dass irgendwann eine OP und ggfs. Stomaanlage erforderlich ist. Er hat aber als Folge im Gegensatz zu anderen Diagnosen möglicherweise weiterhin mit Entzündungen etc. zu tun, sowohl im Restdarm, als auch ggfs. im Pouch.
Bei kompletter Dickdarmentfernung steht, soweit ich weiß, nicht bei MC, nur bei CU die Pouchanlage als Alternative zum Stoma zur Verfügung.
Ich habe von Betroffenen gelesen, denen ohne Pouch einfach der Dünndarm an den Enddarm angenäht wurde. Wie das funktionieren soll, ist mir schleierhaft!
Wer eine Krebsdiagnose hat, der wird häufig von heute auf morgen mit so einer bedrohlichen Diagnose und einer erforderlichen OP, evtl. Chemo, Bestrahlung und Stoma konfrontiert. Das alles zu verarbeiten und dann auch noch innerhalb kurzer Zeit so gravierende Entscheidungen treffen zu müssen, ist sehr herausfordernd!
Warum die Ärzte dann die RV zeitlich so forcieren, verstehe ich nicht. Wenn jemand sein Stoma lieber gestern als heute loswerden will....okay....aber alle anderen soll man doch erstmal wieder zur Ruhe kommen lassen. Was zählen drei Monate mehr bis zur RV, wenn man gerade eine manchmal lebensbedrohliche Diagnose erfahren hat?
Zu diesen Themen ließe sich noch unendlich viel sagen.
Ggfs. macht es einen Unterschied, wer operiert hat, oder ob man geplant in die OP ging, oder aufgrund eines Notfalls wie Darmverschluss, Megacolon etc. Und die, die eine Krebsdiagnose haben, bei denen kommt es darauf an, WO der Tumor saß. Je dichter am Schliessmuskel, desto gravierender können die Auswirkungen auf den Schliessmuskel und nachfolgend auf die Kontinenz sein.
Und je radikaler der Eingriff war, also je mehr umgebendes Gewebe entfernt wurde, weil der Tumor groß war, desto stärker können Auswirkungen auf andere Organe sein, Narbenzug entstehen, Verwachsungen, Bestrahlungsfolgen, Nervenschäden oder, oder.... Ein weites Feld.
Jeder Mensch ist anders, jede Diagnose individuell, jeder bewertet seine Situation individuell. Jeder von uns hat eine andere (Lebens-)Geschichte und reagiert darum möglicherweise völlig anders auf eine gleichartige OP.
Niemandem steht es zu, das zu bewerten, denn die persönliche Geschichte eines jeden kann ihn in Ausnahmezustände führen, und aus dem Lot werfen. Ein anderer hätte das vielleicht so weggesteckt.
Aus welchem Grund auch immer jemand dann extrem reagiert, weiss er oft selbst nicht....und sicher reagiert er nicht absichtlich so.
Wir kommen hier alle irgendwann in einer Notsituation ins Forum, suchen Hilfe, sind verzweifelt oder mindestens in Sorge und erhoffen uns Hilfe. Was haben wir eigentlich vor 15/20 Jahren gemacht, als wir noch Internet-frei waren?
Was für eine Chance haben wir hier uns auszutauschen. Ich bin sehr oft sehr dankbar dafür!
Als ich zum ersten Mal kurz vor meiner Kolektomie im Forum auf die Suche nach Informationen ging, habe ich NICHTS verstanden. Hatte noch nie ein Forum besucht, hab gar nicht die Stoma-Welt-Infoseite gefunden, die ganze Struktur nicht kapiert. Ich war nur in Panik, weil ich soooooo viel Angst vor dem hatte, was kommt!
Ich habe großes Verständnis für die, die noch mit den Auswirkungen der OP, der Diagnose, und allem was daran hängt kämpfen, weil sie....egal wie lange alles her ist, denn auch dafür brauchen wir unterschiedlich viel Zeit......noch nicht in ihrem neuen Leben angekommen sind.
Ja, RV ist nicht gleich RV, das sehe ich auch so. Und ich finde, jeder hat das Recht auf seine Weise damit umzugehen. Jeder bewertet Dinge anders. Die, die schon länger dabei sind, helfen gern jeder auf seine Weise. Und es ist wichtig, beide Seiten darzustellen, gut aufzuklären, nicht zu beschönigen, aber auch die Hoffnung darf niemals zu kurz kommen! Die schlimmen Geschichten überwiegen, und dadurch scheinen die guten schon gar nicht mehr glaubwürdig zu sein? Manchmal kann auch die Frage des Umgangs mit der Angst Auslöser dafür sein, ob etwas gelingt oder nicht.
Und manchmal müssen wir die Worte der anderen vielleicht nicht gleich auf die Goldwaage legen, nicht so persönlich nehmen, und einfach mal überlegen, wo der andere in seinem Leben gerade stehen könnte.
Ich bin oft fasziniert über diese kleine Welt im Forum, die ein Spiegel der Welt "da draußen" ist....!
LG von Merlina