Hallo Melli,
ich hatte ohnehin vor, hier noch eine Art Bericht zu posten, danke dass Du mich daran erinnerst, es zu tun! Ich hoffe, er hilft Dir dabei, für Deine eigene Situation mehr Klarheit zu gewinnen!
Hier also nun mein Bericht:
24.10.2018Stationäre Aufnahme mit allen Vorbesprechungen: Chirurg, Anästhesie, Laborwerte. Mit dem Anästhesisten wurde besprochen, dass mir, voraus gesetzt der Umfang des Eingriffs rechtfertigt die Maßnahme, eine PDA zusätzlich zur Vollnarkose gelegt wird.
Ein solcher Schmerzkatheter dient dazu, bei großen Eingriffen auf schonende Weise für Schmerzfreiheit zu sorgen, ohne dass der Patient so lahm gelegt wird, dass eine Mobilisierung erschwert wird.
In den ersten Tagen post OP bekommt man über den Katheter einen Cocktail kontinuierlich verabreicht und kann sich zusätzlich (Bolus) weitere Dosen geben, wenn das notwendig ist, ohne dass man das überdosieren könnte.
Abführen musste ich nicht, da der Hartmann ja ausserhalb meines "Verdauungskreislaufs" positioniert war. Meine letzte Mahlzeit war das Mittagessen, danach gab es nur noch bis abends Brühe und Getränke.
25.10.2018Keine Nahrung, keine Getränke bis zum Eingriff, der für 11:30 terminiert war, sich aber bis nach 13 Uhr verzögerte.
TIPP: Lasst Euch bei ähnlichen zeitlichen Abläufen gleich einen Zugang legen und Flüssigkeit verabreichen. Ich hatte das zunächst nicht getan und ab 10 Uhr höllische Kopfschmerzen. Das stresst unnötig - sollte man vermeiden. Im OP wurde dann zunächst der Schmerzkatheter gelegt. Dies sollte immer unter sterilen Bedingungen erfolgen. Das Legen an sich ist trotz der Lokalanästhesie unangenehm, ging bei mir aber sehr zügig. Innerhalb von zwei Minuten sass der Katheter an Ort und Stelle, ab diesem Zeitpunkt spürte ich davon nichts mehr.
Der Eingriff dauerte ungefähr 4 Stunden und umfasste
Koloskopie
Rektoskopie
Analsphinkterdehnung
explorative Laparoskopie
Bridenlösung und Adhäsiolyse
ultratiefe anteriore Rektumresektion
Ureterolyse beidseits
Neurolyse N. hypogastricus
TME
perineale Fistelrevision
Im Anschluss kam ich für zwei Tage auf die Intensivstation, also
bis zum 27.10.2018. Dort lag ich maximal verdrahtet vorwiegend auf dem Rücken, wurde sehr gut überwacht und hatte so gut wie keine Schmerzen.
Bereits am 26. begann die Mobilisierung in Form von Aufsetzen, Sitzen auf der Bettkante und in meinem Fall sogar eine Weile Stehen.
Am 27. konnte ich mich im Sitzen im Rollstuhl vor dem Bett bereits selbst waschen. Im Verlauf des Nachmittags wurde ich dann auf die Viszeralchirurgie in mein Zimmer verlegt. Dort konnte ich mithilfe der Schwester aufstehen, ins Bad wanken und mich noch einmal waschen und in meine eigenen Sachen schlüpfen, während mein Bett frisch bezogen wurde. Mein Kreislauf war schon recht stabil. Allein aufstehen wäre wegen der vielen Schläuche aber noch nicht möglich gewesen, das hätte mich logistisch klar überfordert
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich zwei Drainagen, einen ZVK, den Schmerz-, und einen Blasenkatheter liegen.
Am 28. ungefähr dasselbe in grün, allerdings fühlte ich mich noch etwas stabiler. Schmerzen waren erträglich, mit zunehmender Mobilisierung nahmen diese jedoch ebenfalls zu. Die Nächte waren unschön, da ich durch das Liegen auf dem Rücken langsam eine extrem verspannte und damit sehr schmerzhafte Rückenmuskulatur bekam. Dagegen half der Schmerzkatheter natürlich nicht.
An diesem Tag gab es dann auch erstmals Probleme mit dem Gerät, das den Katheter versorgte. Es piepte mehrfach und meldete "Luft im System". In diesen Fällen muss ein Anästhesist gerufen werden, der das System prüft. Passierte an diesem Tag gleich mehrfach, wir kombinierten das mit einem Auslassversuch, der aber korrigiert werden musste, da ich mir ansonsten alle 90 - 120 Minuten einen Bolus hätte geben müssen, ergo nicht zur Ruhe gekommen wäre.
Nachmittags wurde der Blasenkatheter gezogen - ein Stück mehr Freiheit! Jetzt konnte ich ohne Hilfe aufstehen, musste es aber natürlich auch tun, denn ich musste ja wieder zum WC pilgern. Blasenfunktion war kein Problem.
Ich unternahm meine ersten, vorsichtigen Spaziergänge über den Flur.
29.10.2018Ein relativ ereignisloser Tag. Eine Drainage konnte gehen, ich wurde mobiler. Schmerzen waren insgesamt erträglich.
30.10.2018 - EinbruchEigentlich war verabredet gewesen, dass ich dank meines sensationellen Verlaufs am 31. entlassen werden sollte. Dann jedoch kam es anders. Ich war bereits bei Vollkost angelangt und zum Mittagessen gab es Putengulasch und Salat. Ich dachte, mein Darm kann das verpacken. Das war falsch gedacht. Es kam zu einer Blockade = 12 Stunden lang Hölle, nichts ging mehr, bis mir eine Ärztin endlich am Folgemorgen durch das Stoma über einen Blasenkatheter ein Klistier verabreichte, das die Blockade löste.
Die Nacht von Dienstag auf
Mittwoch (31.10.2018) war fürchterlich, ich tat kein Auge zu, wanderte immer wieder über den Gang in der Hoffnung, die Blockade zu lösen.
Leider erhielt ich in dieser Situation auf Station keine Hilfe.
Das einzige, was dort angeboten wurde, war Buscopan. Ganz ehrlich: Das war eine schlimme Situation, weil ich so hilflos war und es niemanden zu interessieren schien, wie dreckig es mir ging. Mein Kreislauf war völlig im Eimer, was sich vor allem in Form extremer Mundtrockenheit bemerkbar machte. Die Ängste, die ich in dieser Situation ausstand, in der es niemanden gab, der mir beigestanden hätte, waren sicherlich nicht dazu angetan, mein System zu stabiliseren, sondern ein völlig unnötiger Stress.
An dieser Stelle daher ein Wort der WarnungMacht Euch klar, dass ein Eingriff, auch wenn er den aktiven Teil des Darms nicht betrifft, diesen doch beeinträchtigen und lähmen kann. Jede OP stellt ein Trauma dar. Die Folge ist die Ausschüttung bestimmter Botenstoffe, die zu lokalen Entzündungen führt. Solche Ausgangslagen können immer für Komplikationen sorgen!!!
Seid daher klug und geht achtsam mit Euch um, setzt nicht zu früh auf Vollkost, auch wenn Ihr offiziell "dürft". Salat oder andere, sehr ballaststoffreiche Nahrung würde ICH nach dieser Erfahrung frühestens dann in die Ernährung aufnehmen, wenn der Bauch sich wieder pudelwohl fühlt.
Nach dieser Episode schnellten meine Entzündungswerte in die Höhe - der CRP von 8 auf 49. Somit war an Entlassung nicht mehr zu denken, aber ich war auch ganz dankbar, noch ein paar Tage in der "relativen" Sicherheit eines KH bleiben zu können.
Mittwoch Vormittag "zog" ich mir dann auch selbst den Stecker des Schmerzkatheters durch eine unachtsame Bewegung. Die Anästhesistin entschied daraufhin, ihn ganz zu entfernen. So war ich also ab diesem Zeitpunkt auf Schmerzmittel via Infusion oder oral angewiesen.
01. - 04.11.2018
ZVK wurde gezogen, mir blieb nur nur noch eine Drainage und ein Zugang im Arm erhalten. Damit kann man sich gut bewegen, ich weiterte meine Wanderungen sukzessive aus.
Schmerzsituation: Mal so, mal so. Schmerzen verusachen:
Peristaltik
Bewegungen über den Bauch
Ausserdem hatte ich ein ungeheures Völlgefühl im Darm, so als hätte ich Steine im Bauch. Letzteres führe ich darauf zurück, dass der Darm einfach ingesamt mitgenommen, "beleidigt" ist. Ein solcher Zustand kann sich über Wochen - gut 6 oder 7 - hinziehen.
Gegen das Völlegefühl hilft mir übrigens ganz gut Iberogast, wenn ich es zu den Mahlzeiten einnehme.
05.11.2018Entlassung
Nachdem der CRP wieder auf 21 gesunken war und eine Sono keine freie Flüssigkeit im Bauchraum offenbarte, durfte ich nach Hause gehen.
Analgetika nehme ich keine mehr, habe aber durchaus noch Schmerzen, wie gesagt, bei Peristaltik und in Bewegung.
ALLE Schmerzen beziehen sich ausnahmslos auf das "Innere":
Krampfartige Bauchschmerzen, Wundschmerz in der rechten Leiste, rechts sitzt aber auch immer noch eine Drainage, die erst morgen gezogen werden soll (hoffe ich), weil sie immer noch ein wenig Sekret fördert.
Meine Verdauung ist immer noch sehr "beleidigt". Ich bin recht appetitlos, ausserdem müde und schlapp, mein Kreislauf ist noch lange nicht wieder wirklich belastbar und 5 kg Gewicht habe ich auch verloren.
Der Hartmann dagegen ist spurlos verschwunden. Alles ist trocken. Nichts im Bereich Vagina / Anus wäre schmerzhaft oder unangenehm, das war ab OP so. Morgen ist Nachuntersuchung. Ich bin gespannt, wie sich die Laborwerte entwickelt haben.
Ehrlich gesagt empfinde ich es momentan ein bisschen so, als hätte ich den Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben. Den suppenden Hartmann habe ich gegen einen vergrätzten, unruhigen, mir Schmerzen bereitenden Darm eingetauscht. Ich hoffe sehr, dass das eine temporäre Erscheinung und dem Trauma OP geschuldet ist.
Soweit also mein Bericht. Ich hoffe, er hilft Menschen in ähnlichen Situationen weiter.