Hallo Anna,
willkommen im Forum! Toll, dass Du Deinen Freund unterstützt!
Das ist eine wirklich schwierige Situation und ich fühle sehr mit Deinem Freund, denn letztlich kann jeder von uns auch in so eine Situation kommen, im hohen Alter z.B. - ich mag mir das auch nicht vorstellen.
Ein paar Fragen:
1.Ist Dein Freund denn grundsätzlich in der Lage sich (ohne Stoma) gut selbst zu versorgen und ist er einigermaßen geschickt mit den Händen?
2. Wird das Stoma bleiben, oder besteht Aussicht auf Rückverlegung?
3. Hat er ein Colostoma (Dickdarm) oder ein Ileostoma (Dünndarm)?
Das macht einen großen Unterschied bzgl. Häufigkeit und Praktikabilität und Tipgeberei. Wie Doro schon sagte, ein Ileostoma kann z.B. während des Wechsels etwas produzieren, was man ggfs. durch einen klaren Ernährungsrhythmus und spezielle Wechselzeiten steuern kann.
Ein paar Anmerkungen:
- So ein Ereignis ist erstmal sehr belastend, und die Abwehr und ggfs.sogar Abscheu kann anfangs sehr groß sein. Das legt sich hoffentlich irgendwann. Bei mir war es so, dass ich mit der Zeit die bessere Lebensqualität und mein gerettetes Leben in den Vordergrund stellen konnte, und mein Stoma mir in der Folge „sympathischer“ wurde. Wenn Dein Freund das für sich auch irgendwann umsetzen kann, wird es auch leichter das Stoma zu versorgen.
- Es wird sowieso leichter das Stoma zu versorgen, wenn man sich erholt hat, der Darm sich umgewöhnt hat, und man etwas Routine bekommen hat. Er wird mit der Zeit einen sehr klaren Ablauf entwickeln, mit der er den Wechsel macht.
Man lernt seinen Darm und die Zeichen mit der Zeit ganz gut kennen und so wird alles kalkulierbarer. Es wird sich auch ein gewisser Rhythmus einstellen, der durch Ernährungsweise und -zeiten beeinflussbar ist. (Es sei denn, er hat sein Stoma an einer sehr schwierigen Stelle oder extrem viel Darm verloren.
- Wenn er sich gut organisiert und selbst ein gewisses Geschick hat und ein gutes Netzwerk an Helfern, stelle ich mir vor, dass auch bei vollkommener Erblindung alles funktionieren kann.
Dafür ist z.B. eine Versorgung erforderlich, die sehr gut erfühlbar ist, dafür ist sicher auch ein zweiteiliges System mit Rastring die bessere Lösung. Und jemand muss ihm zuverlässig die Platten auf Vorrat ausschneiden, er sollte immer eine größere Menge übrig haben.
- Falls er ein Ileostoma hat, und den Beutel mehrmals am Tag leeren muss, ist die Beschaffenheit des Auslasses sehr wichtig. Es gibt welche, die man nicht gut ertasten kann. Ich kann mir vorstellen, dass Coloplast eine gute Wahl wäre. Den Auslass kann man sehr gut zwischen Daumen und Zeigefinger „aufschieben“.
Und mein Tip:
Ich würde an Deiner Stelle als erstes mal einen guten/großen Versorger anrufen.
Sobald er entlassen ist, wird er ja eine Stomatherapeutin haben, die für ihn zuständig ist. Die Versorger sollten sich am besten damit auskennen, wie man in so einer Lage agieren muss!
Der GHD Gesundheitsdienst Deutschland GmbH z.B. ist ein großer Versorger mit Markteinfluss. Er hat ein deutschlandweites Netz und ist auf ALLE Themen ausgerichtet:
https://www.gesundheitsgmbh.de - aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass der GHD sich aktuell immer differenzierter aufstellt und seine Mitarbeiter schult.
Es muss möglich sein, eine sehr enge Betreuung zu organisieren. Ich habe übrigens auch eine Notfalltelefonnummer für das Wochenende.
Ich würde Dir empfehlen, Dich dort zu informieren, Du findest auf der Internetseite auch eine Suchfunktion für Euren Wohnort.
Weil Doro den Optiker erwähnte fiel mir noch ein, dass ich beim Optiker gerade ein Lesegerät gesehen habe, dass die Größe eines iPads hat und mit dem man auch Fotos machen kann. Möglicherweise kann es helfen, damit z.B. selbst ein Foto der aufgeklebten Platte zu machen, und das dann zu vergrößern und so den Sitz zu kontrollieren. Das Gerät kostet viel, aber vielleicht zahlt die KK das ja.
Sehr hilfreich ist:
Ich habe zur Sicherheit eine Unterlage aus dem Babysortiment des Drogeriemarktes auf Hüfthöhe unter dem Bettlaken liegen.
Und sehr beliebt bei vielen von uns: Du kannst Du bei
http://www.stoma-naund.de den Bilby für ihn bestellen. Der hält den Beutel nachts an einer Stelle und schützt ein bisschen die Wäsche, falls doch etwas daneben geht. Ein voller Beutel hat viel Gewicht und es besteht im Schlaf ein leicht erhöhtes Risiko, dass man sich drauf legt. Mit dem Bilby fühlt sich der Bauch sicher an.
Ich wünsche Deinem Freund, dass er bald über den ersten Schreck hinweg kommt und eine gut lebbare Lösung für sich findet.
LG, Merlina