Hallo Dylan,
just bei Inkontinenz bzw. Darmentleerungsstörungen nervaler Art wird die Irrigation, ob "mit" oder "ohne" Stoma, um eine soziale Kontinenz und/oder infolge des Darmmanagements eine regelmässige und gute Stuhlregulierung zu erzielen, angewandt. Auch ich litt unter einer Inkontinenz III. Grades, einer massiven Obstipation im Wechsel mit sog. Überlaufdurchfällen. Dank Colostomie und Irrigation ist meine Lebensqualität diesbzgl. um ein Vielfaches gestiegen.
Vielfach - schon standardmässig - werden SB-Kinder (SB = Spina bifida) in die Irrigation angeleitet; und wurde schon vor knapp 20 Jahren von den SB-Ambulanzen ("persönlich" ist mir die "Erlangener" unter Frau Dr. Strehl bekannt) als Ultima Ratio und sanfte konservative Behandlungsmöglichkeit angeraten. Ein Versuch ist es allemal wert
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Durch die relativ hohe Leitungswassermenge und der Einlaufgeschwindigkeit (Richtwert circa 17 - 20 ml/kg Körpergewicht, d.h. bei einem Gewicht von einem Zentner
quasi 50 Kilogramm wären das gut 1 Liter wohl temperiertes Leitungswasser) wird der gesamte Dickdarm aufgrund sowohl des mechanischen Reizes als auch durch den "Druckaufbau" = Volumina bis zur sog. Ileozökalklappe sprich der Übertrittsstelle zw. Dick- und terminalen Dünndarm gespült, deshalb sind i.d.R. die Ausscheidungen bei sachgerechter Durchführung voluminös und erfolgen schwallartig. Zusätzlich verringert die kontinuierliche Irrigation das Auftreten von unangenehmen Blähungen, Stuhlschmieren und sogar einem Windverhalt verbunden mit etwaigen Subileuszuständen.
Liebe Dylan, ich kenne dito das komplette Dilemma. Okay, trotz kontinuierlicher Irrigation kam und kommt es gelegentlich zu einem laienhaft formuliert kompletten Verhalt bzw. "Stop"; welches bislang schlussendlich mit einem kurzzeitigen Krhs.aufenthalt endete und die Magen-Darm-Motilität nebst Subileussymptomatik mittels konservativen Maßnahmen wieder in Gang gebracht werden musste. Erlebte es gleichfalls schon mehrmals, dass ich, obgleich ich gut und reichlich morgens mitels Irrigation abgeführt hatte, abends unter massiven Koliken, Erbrechen bis zum Abwinken und nochmaliger Spülung mit eben dieser Symptomatik in der Notaufnahme gelandet war. Jedesmal zeigten sich im Sono. aufgestellte Ileumschlingen und lt. Aussage der Ärzte war der Dünndarm jedesmall prall gefüllt. Das weitere Procedere kennst Du ja selbst zu genüge
. Anstatt Unkenntnis und Ratlosigkeit erntete ich auch schon völlig unangemessene und unqualifizierte
Sprüche inkompetenter Doktoren - grundsätzlich ein Haus mit der Fachrichtung: Urologie
aufsuchen, damit die urologischer Seite umgehend interdisziplinär mit einbezogen und abgedeckt wird!!!!
Vermutlich, nein wahrscheinlich, ist bei uns infolge der Fehlbildungen primär voraussichtlich des "verlängerten Rückenmarks" = Conustiefstand (entweder der "cauda equina" od. einem nicht selten im Alter auftretenden Tethered Cord bishin zum -Syndrom abgekürzt (T-C-S) = "Anwachsen des zu "langen" Rückenmarks an der Dura (Rückenmarkswand) nebst Fehlanlage des os sacrums etc. die gesamte Innervation im Intestinum fehlgesteuert. Daher lass Dich bitte nochmalig dahingehend untersuchen. Ein etwaigen Tethered-Cord ist u.U. operativ zu beheben; sollte zumindest regelmäsig neurologisch und mittels Bildverfahren (MRT) kontrolliert werden, und ggfs. bei entsprechender und deutlicher Befundverschlechterung neurochirurgisch behoben werden.
So ausufernd wollte ich ursprünglich garnicht schreiben; aber, liebe Dylan, lass Dich nicht verunsichern und versuch´s wenigstens einmal mit der Irrigation!!
Last not least, fällt mir gerade ein, oftmals ist für die "diffuse" Abdomensymptomatik auch ein etwaiger HWI (Harnwegsinfekt) ursächlich. Immerhin besteht auch bei einer augmentierten Blase ein beträchtlicher Teil aus Dünndarm, der noch mit dem Bauchfell = Mesenterium und indes "bluttechnisch" usw. versorgt wird, verbunden. Jedenfalls hatte ich bei interventionsbedürftigen "Subileuszuständen" jedesmal einen signifikanten Harnwegsinfekt. Sobald ich mit der Antibiose begann/beginne, ließen und lassen dito die Bauchbeschwerden rapide nach bzw. verschwanden bei Greifen des jeweiligen Antib. gänzlich.
Liebe Grüße und evtl. konnte ich Dir ein wenig weiterhelfen!
Sabine
PS. Anstatt - am Rande - werden einige Spina-Kinder mit einem sog. Malone- od. Appendix-Stoma u.ä. versorgt. Diese Stomata dienen rein allein zu Spülzwecken. Der Dickdarm wird dann vom "Dickdarmanfang" bis zum Anus gespült - antegrade Spülung