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Rückverlegung am 16.6.20 - Dickdarm komplett weg - Bericht

Oft ist das Stoma nur vorübergehend notwendig. Aber die Situationen nach der Rückverlegung sind so unterschiedlich wie die Ursachen, die zum Stoma geführt haben. Tauscht hier eure Fragen und Erfahrungen zur Stoma-Rückverlegung aus.
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105 Beiträge • Seite 4 von 111, 2, 3, 4, 5, 6, 7 ... 11

Rückverlegung am 16.6.20 - Dickdarm komplett weg - Bericht

Beitrag von inki » 07.07.2020, 19:46

Woche 3:
Die Rückverlagerung war heute vor drei Wochen.

Mein neuer Begleiter „stechender Schmerz“ nimmt langsam etwas ab. Einerseits gehe ich in den Schmerz rein, andererseits schieße ich jetzt mit Tramadol etwas stärker drauf. Womöglich hat das Antibiotikum auch irgendwas verändert.
Insgesamt hoffe ich, dass dieser Schmerz auch weg sein wird, wenn das Stoma-Loch irgendwann Geschichte ist.

Status der Haut:
Die Stoma-Wunde wird immer flacher und unempfindlicher. Sie heilt gut, ist aber immer nich ein ordentliches Loch im Bauch.

Stuhlgänge / Kontinenz:
Unverändert Schmierstuhl im Schlaf. Ich komme damit zurecht und werde erst wenn die anderen Baustellen erledigt sind gezielt nach einer Lösung suchen. Hier hilft dem Körper vielleicht auch einfach Zeit. Schließlich habe ich ja mit 6-12 Monaten Anpassungsphase des Darms gerechnet.

Im Schnitt der letzten Tage hatte ich täglich 4-5x kontrollierten Stuhlgang, davon 1-2x während der nächtlichen Schlafphase mit Schmierstuhl.
Die Konsistenz war weitgehend im Bereich von Pudding bis Grießbrei.

Schmerzen:
sehr geringer Wundschmerz (0-1), keine Anuskrämpfe mehr dank Colestyramin, 7-8er Schmerz und bei innerem „Stechen“

Medikation:
Bis zu 4x2 Novalgin oder 400mg Tramadol nach Bedarf
Colestyramin gegen Anuskrämpfe / Bindung von Gallensäure
Cavilon zum Hautschutz am After - Mirfulan als Pflege, wenn er sehr gereizt ist

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inki

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Beitrag von inki » 14.07.2020, 19:19

Woche 4 / Monat 1:
Die Rückverlagerung war heute vor vier Wochen. Endlich lässt der stechende Schmerz nach. Hier hat ein Besuch bei meiner Osteopathin viel geholfen. Sie hat verklebte Faszien und Verspannungen gelöst und ziemlich lange an mir rumgedrückt. 
Ich schaffe jetzt wieder kurze Spaziergänge mit dem Hund und habe mich sogar schon wieder aufs Fahrrad getraut. Ganz ohne Schmerzmittel klappt das noch nicht immer, aber ein über den anderen Tag…

Status der Haut:
Die Stoma-Wunde wird immer flacher ist total unempfindlich. Sie heilt weiter gut, ist aber immer noch ein Loch im Bauch mit ca. 5mm Tiefe.

Stuhlgänge / Kontinenz:
Die Stuhlfrequenz liegt zwischen 4 und 6, abhängig von der Ernährung und wie sehr ich dem Drang nachgebe.
Tagsüber bin ich zu 100% dicht. Den Nachtschlaf unterbreche ich meist einmal nach ca. 4-5 Stunden für einen Toilettengang. Komischerweise bin ich bis dahin in 70% der Nächte noch dicht und verliere dann etwas Schmierstuhl in den letzten Stunden vor dem Aufstehen. 2x seit der OP war es mehr als nur ein paar Tropfen, lässt sich also i.A. gut mit einer Einlage auffangen.
Die Konsistenz ist akzeptabel irgendwo zwischen Pudding bis Grießbrei und kann gut durch die Nahrung gesteuert werden.

Schmerzen:
kein Wundschmerz, 4-6er Schmerz und bei innerem „Stechen“ (nur beim Gehen, nicht auf dem Fahrrad oder im Sitzen und Liegen), gelegentlich - vor allem Abends - Analkrämpfe, aber dank Colestyramin selten

Medikation:
wenn überhaupt Schmerzmitteln, dann 1x am Tag 200mg Tramadol
Colestyramin gegen Anuskrämpfe / Bindung von Gallensäure
Cavilon zum Hautschutz am After - Mirfulan als Pflege, wenn er sehr gereizt ist

Ich werde mich erst in 14 Tagen wieder melden, nachdem die Situation sich ja nur langsam ändert.

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inki

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Beitrag von Guavavalley » 21.07.2020, 19:38

Hallo Inki,

erstmal Danke für deinen Bericht.

Ich habe ähnliche Schmerzen, vielleicht haben wir sogar das selbe. Meine Rückverlagerung ist ebenfalls einen Monat her in 3 Tagen genau. Ich verspüre ein Drücken bzw. wie so krämpfe, dies passiert nur wenn ich was esse. Habe 2 Tage gefastet und in dieser Zeit gar keine Schmerzen empfunden. War das bei dir auch so, das du anfangs Richtig extreme schmerzen gehabt hast nach dem Essen ? als würde man Spüren das sich der Stuhl dort lang-schiebt an der OP Narbe...

Hattest du die schmerzen auch wenn du nichts gegessen hast ?

wenn das so weiter geht muss ich wohl ins Krankenhaus :(

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Guavavalley

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Beitrag von inki » 21.07.2020, 20:18

Guavavalley hat geschrieben:Ich verspüre ein Drücken bzw. wie so krämpfe, dies passiert nur wenn ich was esse. Habe 2 Tage gefastet und in dieser Zeit gar keine Schmerzen empfunden. War das bei dir auch so, das du anfangs Richtig extreme schmerzen gehabt hast nach dem Essen ? als würde man Spüren das sich der Stuhl dort lang-schiebt an der OP Narbe...

Hattest du die schmerzen auch wenn du nichts gegessen hast ?

wenn das so weiter geht muss ich wohl ins Krankenhaus :(



Hallo Guavavalley,

ich sehe da ja zwei Bereiche: Einmal so eine Art erweiterten Wundschmerz mit Stechen beim Gehen und dann diese fiesen Analkrämpfe.

Diesem stechenden Schmerz sind die Ärzte auch mit MRT letztlich nicht wirklich auf die Schliche gekommen. Ich nehme an, dass an der Stelle entweder die innere Bauchdecke krass gezerrt ist oder aber die Darmnaht liegt. Einen Zusammenhang mit dem Essen würde ich da verneinen, es ist eher mechanisch, wenn bestimmte Bereiche in Bewegung kommen. Dieser Schmerz ist auch unabhängig vom Essen immer abrufbar :(
Erfreulicherweise habe ich am Wochenende die Schmerzmittel endlich absetzen können und dieser starke Schmerz ist jetzt in einen erträglichen Bereich um 3-4 gewandert. Es wird also langsam besser :)

Einen extremen Schmerz nach dem Essen hatte ich nicht.

Was die Krämpfe angeht verspüre ich diese am Darmausgang im After und dort sehe ich einen deutlichen Zusammenhang mit dem Füllstand des Pouches. Also wenn Druck auf den Pouch kommt, dann beginnen bei mir Krämpfe im After. Ich hatte den Eindruck, dass diese durch die Einnahme von Colestyramin reduziert werden können, werde das aber in der laufenden Woche mal im Selbstversuch verifizieren.

Du solltest den Weg ins Krankenhaus nicht scheuen, wenn es nicht besser wird. Lieber einmal zu oft drauf schauen als zu wenig. Ich drücke Dir die Daumen, dass es für Dich auch bald erträglich wird. :gut:

Inki

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inki

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Beitrag von Webkänguru » 26.07.2020, 13:17

Hallo Angie,

Vielen Dank, dass du deine Geschichte und deinen Verlauf hier so ausführlich teilst. Ist bestimmt für viele hilfreich, sich einen Eindruck zu verschaffen, mit was sie nach der Rückverlegung und Pouch-Anlage rechnen müssen.

Wünsche dir weiter gute Besserung und freue mich auf deine nächsten Berichte.

Viele Grüße,
Christian

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Webkänguru

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Beitrag von inki » 26.07.2020, 16:47

Hallo Christian,

ja das war die Idee. Natürlich ist mein Verlauf keine Garantie dafür, dass sich die Geschichte bei anderen Betroffenen identisch wiederholen wird. Da es ja ganz gut los gegangen ist, hoffe ich dass mein Bericht anderen Mut macht, den Schritt zu wagen.

Schönen Gruß,
Inki

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Beitrag von inki » 28.07.2020, 17:17

Woche 6:
Ich habe zwischenzeitlich mal ein paar Tage mit detailliertem Stuhlprotokoll näher betrachtet. Es ist wohl so, dass das Colestyramin leider doch keine so gute Wirkung gegen meine Anuskrämpfe zeigt. Diese sind wohl eher die neue Art meines Körpers, den Füllstand im J-Pouch zu kommunizieren. Gehe ich nach einem Krampf gleich oder vorsorglich öfter den J-Pouch entleeren, dann nehmen die Krämpfe ab.

Trotzdem kann ich auch so auf einer Stuhlfrequenz um 5 kommen, wenn ich den gängigen Nahrungsempfehlungen bzw. meinen Erfahrungen folge leiste und möglichst viel stopfendes und wenig blähendes esse. Bei mir heisst das viel Kartoffeln, wenig kohlensäurehaltiges, wenig fettiges und vor allem: nur sehr wenig parallel zum Essen trinken. Hier sollte ein zeitlicher Abstand von wenigstens 30 Minuten eingehalten werden, sonst spült das Getränk alles den Darm runter und will dann wieder raus :) .
In Bezug auf Obst bin ich noch unschlüssig, aber vermutlich ist in Hinblick auf Stuhlfrequenz und Kontinenz weniger oder gerieben/püriert besser.

Allerdings gehe ich aktuell lieber ein paar Mal mehr auf die Toilette, als mir meinen Speiseplan zu sehr von der neuen Situation vorschreiben zu lassen.

Colestyramin hilft deutlich, die ätzende Wirkung des Stuhls auf der Haut um den After zu reduzieren. In sofern ist es sinnvoll, zumindest vor der Hauptmahlzeit welches einzunehmen. Ich bin noch am experimentieren, aber scheinbar brauche ich etwa 4g alle 12 Stunden, wenn der After zugleich mit Cavilon gut geschützt ist, um das Brennen in der Region abzuwenden.


Status der Haut:
Die Stoma-Wunde ist total unempfindlich und heilt weiter gut. Sie sieht jetzt aus wie ein Trichter.
Auf dem Grund des Trichters ist noch eine offene Wunde in Form eines runden Flecks mit 4mm Durchmessers, vielleicht noch 2mm tief.

Stuhlgänge / Kontinenz:
Stuhlfrequenz 4-6, Tagsüber kontinent, Nachts meist wenig Schmierstuhl, Konsistenz zwischen Pudding und Grießbrei

Schmerzen:
kein Wundschmerz, kein Schmerz mehr beim Gehen, Abends einige Anuskrämpfe

Medikation:
Colestyramin gegen Anuskrämpfe und Hautreizung - 2x4g am Tag
Cavilon zum Hautschutz am After - Mirfulan als Pflege, wenn er gereizt ist

Nächstes Update in 14 Tagen.

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Beitrag von Bernie29 » 29.07.2020, 10:25

Hi Inki,

das klingt doch alles sehr ordentlich!
Top! :super:

Wünsche Dir auch weiterhin gute Fortschritte!

VG Bernie

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Bernie29

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Beitrag von inki » 13.08.2020, 19:23

Monat 2:
Status der Haut:
Die Stoma-Wunde ist seit 10 Tagen vollständig verheilt. Jetzt habe ich anstelle des Stomas eine 4cm lange Narbe, die in einer 5mm tiefen Kerbe in der Speckfalte meines Bauchs liegt. Ich bin gespannt, ob das sich im Lauf der Zeit noch mit Fett unterfüttert und wieder auf das normale Bauchniveau hebt. Durch den laparoskopischen Eingriff sieht meinem Bauch kaum an, welche schweren Eingriffe darin vorgenommen wurden.

Stuhlgänge / Kontinenz:
Stuhlfrequenz 5-8, Tagsüber kontinent, Nachts meist Schmierstuhl 1-3 Mal, Konsistenz zwischen Pudding und Grießbrei
Ich kann Kontinenz und Stuhlfrequenz über die Ernährung steuern.

Schmerzen:
keine Schmerzen mehr, selten Abends Anuskrämpfe

Medikation:
Colestyramin gegen Anuskrämpfe und Hautreizung nach Bedarf
Cavilon zum Hautschutz am After - Mirfulan als Pflege, wenn er sehr gereizt ist

Befindlichkeit:
Mir geht es insgesamt total gut. Ich fahre inzwischen wieder intensiv Fahrrad und mache auch sonst alles, was ich auch vor der ersten OP (Kolektomie) im März getan habe. Wenn ich in Kauf nehme auch mal öfter auf die Toilette zu gehen, dann kann ich essen und trinken was und wann ich es mag. Das kann dann aber auch mal 12 WC-Besuche mit 4x in der Nacht innerhalb von 24 Stunden zur Folge haben.
Die geringste Stuhlfrequenz erreiche ich, wenn ich nicht zum Essen trinke, ab 16 Uhr nichts mehr esse und vorwiegend stopfendes esse.

Was mich am meisten stört ist die nächtliche Inkontinenz und die daraus resultierenden Wach-Phasen. Wenn ich mehr als einmal raus muss, bin ich am Tag drauf einfach zu Müde.

Nächstes Update in 4 Wochen

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Beitrag von Stefan71 » 16.08.2020, 18:56

Hallo inki,
ich habe mit großem Interesse Deine Beiträge verfolgt und freue mich mit Dir. Da unsere beiden Ist-Zustände vergleichbar sind (ich habe keinen J-Pouch), möchte ich Dir einen Hinweis zu Deiner Nachtruhe geben. Frage Deinen Arzt nach Opiumtinktur (Tinktura Opi Norm) 50g. So ein Fläschen reicht für etwas über einen Monat, kostet um die 6 Euro (BtM Rezept). Da die RV noch relativ frisch bist solltest Du eine Stunde vor der Nachtruhe 10-15 Tropfen mit wenig Wasser zu Dir nehmen. Du wirst keine Einschränkungen bemerken, bist weiterhin auch verkehrstüchtig und kannst Rad oder Auto fahren. Der Stuhlgang in der Nacht wird ausbleiben, selbst wenn Du noch Flüssigkeit gegen Abend zu Dir nimmst. Evtl. probierst Du es einmal aus, würde mich dann freuen ein Feedback zu lesen :-)

Liebe Grüße
Stefan

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Stefan71

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