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Die Geschichte einer Rückverlegung - wohl etwas zu lang gera – Seite 1

Oft ist das Stoma nur vorübergehend notwendig. Aber die Situationen nach der Rückverlegung sind so unterschiedlich wie die Ursachen, die zum Stoma geführt haben. Tauscht hier eure Fragen und Erfahrungen zur Stoma-Rückverlegung aus.
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9 Beiträge • Seite 1 von 1

Die Geschichte einer Rückverlegung - wohl etwas zu lang gera

Beitrag von daydream » 11.04.2008, 19:54

Hallo ihr lieben Känguru-Freunde!:kiss:

Ja, es gibt mich noch! Gestern abend durfte ich das KH nach einer erfolgreichen Rückverlegung meines temporären Ileo-Stomas wieder verlassen und hier ist meine Geschichte:

DIE VORGESCHICHTE
oder
Den Beutel loszuwerden war viel viel schwieriger als ihn verpasst zu bekommen!
:rolleyes:

Es gab immer wieder Aufschübe, Enttäuschungen... Nach meiner Not-OP im Juni letzten Jahres meinte der Arzt: „Das Beutelchen haben Sie weg nach 6 – 8 Wochen!“. Es wurde nichts daraus. Der Onko wollte, dass ich mit der Chemo sofort (spätestens aber 6 Wochen nach der OP) beginne. Einer der Chirurgen meinte damals: „Es ist kein Beinbruch, evtl. können wir nach 3 Monaten die Chemo kurz unterbrechen und die Rückverlegung dazwischen schieben.“ Im Herbst stellte ich mich deshalb wieder bei meinem Chirurgen im KH vor. Er meinte: „Also, wir wollen die Chemo lieber nicht torpedieren. Machen sie das mal fertig und kommen dann wieder zu uns. Jetzt im Herbst sieht man ja das Beutelchen nicht so unter der Kleidung...“ :D Weil ich ihn als einen guten und gewissenhaften Arzt kannte, folgte ich seinem Rat. Nach Beendigung der Chemo, mitte Januar, ging ich wieder ins KH, um einen Termin für die Rückverlegung zu bekommen. Ein junger Assistenzarzt wollte mir die ganze Sache sofort ausreden: „ Ich kenne Leute, die 3 Monate nach der RV tot waren!“ Oh je... Wie auch immer... Ich bekam für Ende Januar einen Termin für eine CT-Untersuchung. Mein Befund war offenbar O.K. und man gab mir für Mitte Februar einen Termin bei dem die OP besprochen werden sollte. KH, EKG, Blutentnahme... Doch bevor ich mit dem Anästhesisten sprechen konnte, kam dieses Mal eine Chirurgin dazwischen: „Also, einfach so von der Strasse können wir Sie natürlich nicht gleich operieren. Wir müssen uns noch Ihren Magen und Ihren Darm genauer ansehen. Das war bei Ihnen schließlich eine Not-OP!“. Die Darmuntersuchung verlief problemlos. Im Magen fand man 4 kleine Magengeschwüre und sofot gab es Großalarm. Die pathologische Untersuchung ergab jedoch keinen Befund. Die Geschwürchen waren von den Tabletten gekommen, die ich gegen Kopfschmerzen und Entzündung der Stirnhöhlen eingenommen habe. So mit Gastritis keine OP! Also wieder ab nach Hause, Omeprazol einnehmen. Nach 2 Wochen erneute Magenspiegelung. Die Gastritis war zwar zu 80% abgeheilt, aber noch nicht ganz verschwunden. Während der Osterferien waren keine neuen Termine möglich! Ende März wieder Magenspiegelung. Dieses Mal gab der Gastroenterologe grünes Licht und ich war mir sicher, mit dem Beutel lass ich mich nicht mehr nach Hause schicken!:angry:

Die letzten Tage mit dem Sackerl waren nämlich alles andere als einfach. Die Versorgung wollte einfach nicht mehr haften und sämtliche Käguru-Tricks haben kaum geholfen. Lag es an meinem Bauch? An den Basisplatten? Schlechtem Klebstoff? Solche Probleme hatte ich früher selten...

Deshalb war ich froh als es am 02. April Richtung KH ging. Aus den 6 Wochen mit Stoma sind also ganze 10 Monate geworden!

DIE RÜCKVERLEGUNG

Tag 1:
Aufnahme im KH um 10:30 Uhr. Ein Bett ist noch nicht verfügbar. Ich soll mir deshalb was zum Essen besorgen und am Nachmittag wieder kommen. Die Reisetasche habe ich bei den Schwestern deponiert. Kein Abendessen. Ich muss aber auch nicht abführen! Super! Vorgespräch mit dem Chirurgen und mit dem Anästhesisten fidet statt. Frage: "Wie stellt man sicher, dass der Darm auch dicht ist?" Antwort: "100 pro sicherstellen lässt sich das leider nicht" und "Sie können daran auch sterben" :shock:.Die OP ist für nächsten Vormittag geplant. Ich darf nichts mehr essen oder trinken. Auch nichts gegen meine Kopfschmerzen einnehmen, die leider immer stärker werden.

Tag 2: (Tag der OP)
Morgens muss ich das offene Krankenhausnachthemd und die Trombosestrümpfe anziehen. Bekomme dann eine Beruhigungstablette. Eine Nadel wird gelegt. Um 10:30 Uhr werde ich zusammen mit meinem Bett in den OP gerollt. Und jetzt geht es plötzlich ganz schnell. Die Narkosespritze und ich bin weg!

Gegen 14:00 Uhr am Nachmittag wache ich auf. Ich bin mit zahlreichen anderen Patienten im Aufwachraum. Ich werde gefragt: „Auf einer Skala von 1 – 10 wie stark sind Ihre Schmerzen?“ „So an die 8, denke ich“. Ich bekomme eine Schmerzinfusion. Nach einer Weile werde ich wieder gefragt. Dieses Mal bin ich bei 4 angekommen... Dann wieder die Frage... Um 16:00 Uhr bin ich schmerzfrei und werde auf die Station gebracht.

Ich merke, dass ich gar nicht müde bin. Es geht mir gut. Und der Beutel ist tatsächlich weg! Gegen Abend stehe ich ohne Hilfe auf. Mein Kreislauf ist O.K. Keine Probleme. Nur die Kopfschmerzen beginnen mich wieder zu plagen. Die werden dann gegen abend immer stärker – fast migräneartig – und ich muss mich deshalb übergeben.

Ich denke nicht, dass es am Narkosemittel liegt. Die Kopfschmerzen hatte ich schon am Tag davor. Ich bekomme 2 Paracetamoltabletten und bin danach zufrieden.

Es gibt natürlich kein Abendessen, sondern nur eine Infusion. :o

Tag 3:
Suppe zum Frühstück.Der Arzt meint, ich soll die ersten Tage mit dem Essen nicht übertreiben. Schließlich muss die Nahrung durch die Nahtstelle... Also Vorsicht! 3 Mal am Tag Einlaufsuppe ist auch nicht schlecht. Ich habe praktisch keine Schmerzen. Ich stehe deshalb auf und gehe oft im Gang spazieren. Ich muss dann auch die Toilette aufsuchen. Es kommt alles ganz flüssig raus. Aber es macht nichts. Der Darm funktioniert!

Tag 4:
Suppe und Brei zum Essen. Der Stationsarzt ist, was mich betrifft, ziemlich zuversichtlich, wie er sagt. Ja, jetzt muss ich immer häufiger :absauf: . Schwierig, wenn man das Zimmer mit 2 Leidensgenossinnen teilt, die auch Darmprobleme haben und auch immer wieder müssen. Ich bin aber gut zu Fuss und benutze deshalb vorwiegend die Toiletten im Gang. Das schafft etwas Entspannung im Krankenzimmer ;)

Tag 5:
Also Tag 4 nach der OP... Suppe und Kartoffelbrei zum Essen. Es geht. Nur die häufigen :absauf: machen mir zu schaffen. Ich bekomme 3 Mal am Tag je 2 Perenterol-Tabletten und Kalzium sowie Tramol und Novalgin-Tropfen. Ach ja, und jeden Abend seit der OP bekomme ich ein Trombosespritzchen. Ich gehe viel im KH und im Park spazieren, wenn das Wetter es zulässt. Beginne langsam auch wieder mit meinen QiGong Übungen.

Tag 6:
Die Toilettenbesuche werden weniger – ca. 5 am Tag. Auch ist der Stuhl nicht mehr ganz so flüssig. Zum Frühstück bekomme ich ein frisches Brötchen, Honig, Frischkäse, darf also nahrungsmäßig in die „höhere“ Kategorie aufsteigen. Es geht vorwärts! Wie schön! Ich frage meinen Chirurgen, wann ich nach Hause darf. Er macht das von den Blutwerten abhängig.

Tag 7:
Früh morgens wird mir Blut entnommen. Jetzt entscheidet sich die Sache! Am Nachmittag nehme ich an einer Kunstführung im KH teil. Wir besuchen auch den Bereich der Privatversicherten. Dort hängen natürlich die schönsten Kunstwerke. Auch hat jeder Patient sein eigenes Bad. In der Holzklasse nur einfache Aquarellen. Irgendwie hat es mit dem Labor nicht ganz geklappt und ich muss wieder Blut spenden. Die Spannung steigt.

Tag 8: (bzw. Tag 7 nach der OP):
Erneut Blutentnahme! Die Schwester hat offenbar nicht die relevanten Werte (Entzündungswerte) angefordert und es wurde nur ein kleines Blutbild geliefert :)) Der Oberarzt bietet mir an, schon am selben Tag nach Hause zu fahren, wenn die Werte stimmen. Also wieder einmal Warten und in Geduld üben...

Endlich, endlich hat es geklappt! Die Entzündungswerte liegen im normalen Bereich und ich darf nach Hause!!! Am Tag 7 nach der OP!


SCHLUSSWORT (Muss auch mal sein :)))

Ich bin jetzt wieder daheim und es geht mir gut. Heute (Tag 8 nach der OP) musste ich nur 2 Mal ... und was dabei rauskommt ist inzwischen fast schon schön geformt :D . Im Krankenhaus habe ich gern Bananen gegessen, um alles zu regulieren. Heute musste ich nicht einmal das. Es funktioniert alles auch ohne! Ich wäre sehr glücklich, wenn es für mich so weiter läuft. Die Voraussetzungen waren aber bei mir nicht so schlecht. Bei der ursprünglichen OP wurden ca. 15 cm Dickdarm entfernt, es war also noch ausreichend Restdarm übrig. Der Schließmuskel noch ganz vorhanden.

Am Montag werden die Fäden gezogen!

Ich wünsche allen, die eine Rückverlegung noch vor sich haben, viel Erfolg! Haltet die Ohren steif und lasst Euch nicht unterkriegen! Es wird schon!

Wer noch Fragen hat, kann sich gern per Email mit mir in Verbindung setzen. Dieses Forum hat mir ja auch bei meinen Fragen immer geholfen. Zuletzt waren es Rita und Cordu, die mir Mut gemacht haben. Ein extra herzliches Dankeschön an dieser Stelle dafür!

P.S.: Gelegentlich ertappe ich mich dabei, wie ich mit der Hand unbewusst nach dem Beutel suche... Will checken, ob noch alles dicht und O.K. ist... Ich spüre ihn an meinem Bauch, obwohl er nicht mehr da ist. Ich fühle mich ein bißchen „amputiert“ :abgedreht:

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daydream

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Die Geschichte einer Rückverlegung - wohl etwas zu lang gera

Beitrag von Meta » 11.04.2008, 20:11

Hi daydream,
schön,dass du alles so gut überstanden hast!!!
Dann erhol dich weiterhin gut und werde schnell wieder fit!
Liebe Grüße,
Marion

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Meta

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Die Geschichte einer Rückverlegung - wohl etwas zu lang gera

Beitrag von hexe69 » 11.04.2008, 20:14

hallo daydream,schön das du alles so gut überstanden hast.
habe deine storry ja mit einem schmunzelnden auge gelesen.
werde auf dein angebot zurück greifen wenn es bei mmir soweit ist. lg anja

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hexe69

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Die Geschichte einer Rückverlegung - wohl etwas zu lang gera

Beitrag von Monsti » 11.04.2008, 20:19

Hallo daydream,

na, das ist ja geradzu bilderbuchmäßig über die Bühne gegangen! Ich drücke Dir fest die Daumen, dass die Stuhlfrequenz und - konsistenz brav bleibt! Erhol' Dich weiterhin gut!

Liebe Grüße
Angie

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Monsti

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Die Geschichte einer Rückverlegung - wohl etwas zu lang gera

Beitrag von Cordu » 11.04.2008, 20:44

Hey Daydream,
herzlichen Glückwunsch zur gelungenen RV und willkommen im Club der Ex-Känguruhs! Hat mich echt gefreut, dass dann doch noch alles so glatt lief, nachdem du so einen unerwartet langen Vorlauf hattest! Da hatte ich mehr Glück, mit meinen gerade mal 9 Wochen Känguruh-Dasein!
Ich wünsche dir gute Genesung und toi, toi, toi für die nächste Zeit, dass alles weiterhin so positiv bleibt!!!
Liebe Grüße,
Cordu

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Cordu

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Die Geschichte einer Rückverlegung - wohl etwas zu lang gera

Beitrag von michelinchen » 11.04.2008, 20:50

Hi,Daydream

Glückwunsch zur überstandenen RV :feiern:
Ich konnt mir ein schmunzeln beim lesen auch nich verkneifen :D na, da kann ich mir ja vorstelln,was so abgeht,wenns denn mal bei mir soweit sein wird. Ich wünsch Dir auch weiter gute Genesung und das weiter so gut vorangeht

LG Michaela

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Die Geschichte einer Rückverlegung - wohl etwas zu lang gera

Beitrag von sigi » 11.04.2008, 22:19

hallo florence!:ballon:

endlich mal wieder eine schöne, positive RV mit so viel optimismus geschrieben !


nach dem "beutel" wirst noch länger greifen, man hat ihn sich ja schon vertraut gemacht (so wie den kleinen Prinzen )!!

liebe grüsse!
sigi

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sigi

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Die Geschichte einer Rückverlegung - wohl etwas zu lang gera

Beitrag von Udde » 12.04.2008, 06:59

Hallo daydream,

ich freue mich für Dich, dass Du alles so gut überstanden hast und es Dir gut geht.

Ich wünsche Dir weiterhin eine gute Genesungsphase.

Liebe Grüße von Ute

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Udde

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Beitrag von daydream » 12.04.2008, 11:13

Hallo Ihr Lieben!:kiss:

vielen lieben Dank für Eure guten Wünsche! Sie zeigen Wirkung!

Ich hatte einen super Vormittag! Muss mich auch bei meinem Darm bedanken, der mich so gut unterstützt :danke: Absolut keine Probleme, keine Schmerzen und stuhlmäßig sieht es inzwischen 1 A aus. Danke natürlich auch an meine Docs, die mich so prima hingekriegt haben!

Ich muss da auch an die Patientin denken, von der unsere Monsti berichtet hat und die nach nur 3 Wochen "einwandfrei funktionierte"... Es ist also durchwegs möglich - eine RV, die gut gelingt.

Deshalb, liebe Anja und liebe Michaela, bitte nicht den Mut verlieren! :troest: Auch die hartnäckigste Fistel muss mal verschwinden! Auch ihr werdet es schaffen. Davon bin ich ganz fest überzeugt.

Ich drück Euch herzlich und wünsch Euch nur das aller aller Beste

Flo

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daydream

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