Neu hier? | schnell registrieren!

Ernährungsfrage – Seite 1

Mit einem Stoma ist das Leben anders, aber nicht weniger lebenswert. Trotzdem stellt es uns vor so manche Herausforderung. Hier ist das Forum für eure Fragen und Erfahrungen zum Alltag mit einem Stoma.
Antwort erstellen
19 Beiträge • Seite 1 von 21, 2

Ernährungsfrage

Beitrag von Ella_B » 04.02.2007, 23:44

Hallo,

bevor ich zu meiner eigentlichen Frage komme, möchte ich mir gerne etwas Kummer von der Seele schreiben bzw. einfach nur mal aufschreiben, wie sich das Leben meiner Mutter und ihrer Angehörigen so schnell so drastisch verändern konnte.
Ich freue mich sehr, dass es jemanden gibt, der ein solches Forum bereitstellt! Vielen Dank!
Ich habe gestern bereits viel hier gelesen und bin sehr beeindruckt von der Harmonie, die hier herrscht und von der Einfühlsamkeit, die meine Mutter im KH leider nicht erfährt.
Nun aber:
Bei meiner Mutter (55) wurde im Rahmen einer normalen Vorsorgeuntersuchung mit Darmspiegelung ein großer Polyp festgestellt, der von einem "Polypenteppich" umgeben war. Die Ärztin riet zur OP, weil sie bisher noch nie so einen Befund hat gut ausgehen sehen, sprich, dieser "Polypenteppich" würde eines Tages bösartig entarten.
Meine Mutter haderte sehr mit sich, ob sie diese OP überhaupt machen lässt, ließ sich aber dann darauf ein, weil ihre Mutter mit 56 an Leberkrebs infolge von Darmkrebs verstorben ist.
Die OP sollte ein nicht allzu schwieriger Eingriff sein, aber natürlich mit Risiken verbunden, wie jede OP.
Es verlief zunächst gut. Der Stuhl ließ allerdings 6 Tage auf sich warten, dann wurde sie entlassen. Das war letzten Mittwoch.
Abends bekam sie 40 °C Fieber und heftige Darmkontraktionen, konnte den Stuhl nicht mehr halten.
Freitag wachte sie nach einer Not-OP mit einem Ileostoma auf.
Die Naht im Darm war anscheinend nicht richtig dicht und die ganze Scheiße *sorry* lief in den Bauchraum. Der Bauchraum wird gerade mittels einer Pumpe, wo ein Teil, was sich jetzt im Bauch befindet regelmäßig gesäubert werden muss - immer unter Vollnarkose - gereinigt. Sie bekommt natürlich rund um die Uhr Antibiotika.
Im nachhinein, sehe ich, dass es schon viele Anzeichen dafür gab:
1. Ihr war mehrere Nächte übel -> man verpasste ihr MCP (ein Mittel gegen Übelkeit)
2. Einmal klagte sie über stärkere Schmerzen, obwohl sie ständig Schmerzmittel bekam -> sie bekam ein weiteres Schmerzmittel
3. Der Eisenwert sank und sank, auch noch 2 Tage nach der OP (ich schob das auf das unausgewogene Essen) -> sie bekam Eisentabletten (nach der Not-OP leider auch noch 2 Blutkonserven)
4. Trotz der Schmerzmittel, die gleichzeitig auch fiebersenkend wirken (eins davon war z.B. Berlosin), hatte sie jeden Morgen Temperaturen von über 37 °C -> die Ärzte sagten, nach einer OP sei das normal

Jedenfalls wurde nach der letzten OP gesagt, sie könne ruhig alles essen, außer Zitrusfrüchte, weil die die Haut am Ausgang reizen könnten.
Meine Mutter hat ihre Ernährung, genauso wie ich, vor 2 Jahren auf vitalstoffreiche Vollwertkost umgestellt, d.h. kein Zucker, keine Auszugsmehle, keine raffinierten Fette, viel Frischkost.
Ich brachte ihr Vollkornbrot, Obst und Pastinaken vorbei.
Prompt sagte die Ärztin, sie dürfe keine Vollkornprodukte und nicht so viel Frischkost essen, solange sie den künstl. Ausgang hat (soll zum Glück in 3-4 Monaten wieder rückverlegt werden). Das würde zu schnell "durchrauschen". Sie bräuchte aber Energie und solle lieber Weißbrot und auch mal etwas Schokolade essen.
Ähm, geht es hier ums Leben oder ums Dahinvegetieren???
3 Monate Weißbrot und Schokolade? Vielleicht sollten wir uns schon mal nach der Diabetologie erkundigen!

Jetzt also meine Frage:
Sind Vollkornprodukte wirklich problematisch?
Ich meine, sie soll ja auch schnell wieder fit werden und in Weißbrot befinden sich nun mal keinerlei "Gesundmacher."
Ich backe Brot immer selbst und mahle das Getreide dazu frisch. D.h. da sind fast noch alle Nährstoffe drin. Und diese braucht sie doch jetzt auch! Der Dünndarm funktioniert doch noch und soll doch die Nährstoffe wie gewohnt aufnehmen! Wie soll das Eisen steigen, wenn sie nur sehr wenig Obst zu sich nehmen kann (Vit. C steigert die Eisenaufnahme)?
Ich muss auch sagen, dass ich von einem Vollkornbrötchen wesentlich länger satt bin, als von einem weißen Brötchen. Da "rauscht" doch nichts durch!
Es ist schon sehr schwer für meine Mutter, die Tatsache, dass sie längere Zeit mit einem Stoma leben muss, zu akzeptieren. Sie weint viel, verständlicherweise.
Jetzt wird sie auch noch in ihrer Ernährungsphilosophie überfahren, was ihr auch viel Kummer bereitet, denn seit der Ernährungsumstellung geht es ihr allgemein viel besser.
Ich würde mich freuen, wenn ihr ein paar Worte zur Ernährung mit Vollkornprodukten und frischem Obst und Gemüse für uns hättet.

Liebe Grüße!
Ella, mit Tränen im Gesicht

kein Profilfoto
Ella_B

Mitglied

Ernährungsfrage

Beitrag von gabriele » 05.02.2007, 09:35

hallo ella
schade das es zu komplikationen gekommen ist bei deiner mutter.
dazu kann ich garnicht viel sagen außer das ich auch eine anastomoseinsuffizienz hatte und eine dicke entzündung die mir nochmals (nach einer woche normale stat.!!) 4 tage its bescherte.
ich kann deine sorge um die ernährung gut verstehen. auch ich bin seit 25 jahren kundin im bioladen und "ernährungstechnisch" recht bewandert.
im moment, so kurz nach einer op und mit dieser komplikation sollte deine mutter wirklich ganz langsam wieder einsteigen. grad ist wirklich "schonkost" angesagt und dazu gehört "weißmehl" sozusagen als heilmittel. es belastet den darm nicht so sehr und er kann sich erholen und langsam seine "arbeit" wieder aufnehmen, gleiches gilt für obst. allerdings bananen ger. äpfel kann sie schon probieren. säfte mit banane usw (in der kinderabteilung im bioladen oder dm hat auch gute säfte) könnt ihr probieren und euch rantasten.
meine op war letzten mai mittlerweile esse ich wieder vollkornprodukte und auch zitrusfrüchte. es gilt zu probieren. das kannst du hier im forum gut nachlesen. was die eine verträgt ist des andern blockade!:shock:
alles gute deiner mama :ballon:
lg
gabriele

kein Profilfoto
gabriele

Mitglied

Ernährungsfrage

Beitrag von doro » 05.02.2007, 10:08

Hallo ela,

z.Z. würde ich Gabrieles Tipp unterstützen,es sollte Schonkost angesagt sein die gaanz langsam aufs " Vollwertige" gesteigert werden.Das gute Vollkornbrot sollte noch etwas warten.Ihr werdet dann sicher ALLE Nahrungsmittel austesten können und es wird sich bei Deiner Mutter schnell zeigen, was ihr gut tut und was Probleme bereitet.Auch bei uns Känguruhs ist die Verträglichkeit sehr unterschiedlich und jeder muss es für sich austesten.Wichtig,alles sehr gut kauenund ausreichend Flüssigkeit aufnehmen.

Deiner Ma alles Gute.:troest:

kein Profilfoto
doro

ehemaliges Mitglied

Ernährungsfrage

Beitrag von Webkänguru » 05.02.2007, 12:48

Hallo Ella,

viele Hinweise zum Thema Ernährung haben wir hier zusammen gefasst:

[topic="2303]FAQ-Artikel: Nahrungsmittel und ihre Wirkung[/topic]

[topic="2302]FAQ-Artikel: Ernährung bei einem Stoma[/topic]

[topic="2304]FAQ-Artikel: Trinkempfehlungen bei einem Ileo- oder Urostoma[/topic]

Ich hoffe das hilft euch schon einmal weiter. Ansonsten unterstütze ich den Hinweis auf die Schonkost, ich denke im Moment ist diese Form der Ernährung das richtige.

Viele Grüße,
euer Webkänguru

kein Profilfoto
Webkänguru

Moderator

Ernährungsfrage

Beitrag von Ella_B » 05.02.2007, 16:43

Vielen Dank für die lieben Antworten.
Meistens hilft es ja schon, wenn man nicht einfach nur vor die Tatsachen gestellt wird, sondern einem die Notwendigkeit begründet wird.
Schließlich sind wir ja auch nicht zur Vollwertkost gewechselt, weil uns mal jemand gesagt hat, dass es gesund ist, sondern weil wir ausgieb darüber gelesen haben und eben erfahren haben, warum sie gesund ist.
Ich habe meiner Mutter die Beiträge ausgedruckt. Ich denke, es wird ihr helfen, darüber zu lesen, um sich an die neue Situation schneller zu gewöhnen.

LG
Ella

kein Profilfoto
Ella_B

Mitglied

Ernährungsfrage

Beitrag von Jutta B » 05.02.2007, 17:14

Hallo Ella,

gute Nahrung ist für die Gesundung schon wichtig, aber der Darm kann all dies nicht verarbeiten so kurz nach einer Operation, und besonders nach diesen Komplikationen. Die Ärztin hat Recht, bitte halte dich daran.

Schonende Nahrungsaufnahme mit langsamer Steigerung, aber bitte drücke deiner Mutter deine Vollwertkost nicht aufs Auge. Das kann ganz schnell schief gehen, und kann in viel schlimmeren Komplikationen enden.

Ein Toastbrot ist jetzt für deine Mutter weitaus besser verdaulich als ein Vollkornbrot!!! Etwas Zartbitterschokolade ist auch ein Energiespender. Das Obst nur in gekochter und evtl. pürierter Form nimmt der Darm dankbarer auf.

Denke bitte immer daran, dass du deinen Darm niemals mit dem frischoperierten deiner Mutter vergleichen kannst.

LG
Jutta B

kein Profilfoto
Jutta B

Mitglied

Ernährungsfrage

Beitrag von marion17109 » 05.02.2007, 18:28

Hallo Ella,

ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Am besten ist, Du vergisst jetzt einfach alles, was Du jemals über "gesunde Ernährung" gehört hast. Gesund bedeutet in diesem Fall ganz einfach alles, was bekömmlich ist. Weißbrot ist leichter verdaulich als Vollkornbrot, ergo ist es auch gesund. Ich habe vor meiner Erkrankung schon kein Müsli vertragen, warum sollte ich Körner futtern nur weil sie angeblich so "gesund" sein sollen? Mein Bauch sagt mir schon, was für ihn gesund ist, und daran halte ich mich.

Von anderen Lebensmitteln, als von der Ärztin empfohlenen, sollte Deine Mutti immer nur ganz wenig probieren, um zu sehen, ob sie sie verträgt.

Einer meiner Mitpatienten in der Onkologie hat es mächtig übertrieben. Nach dem Genuss von 1 kg frischer Kirschen ist ihm der Beutel weggeflogen.

Alles Gute für Deine Mutti

kein Profilfoto
marion17109

ehemaliges Mitglied

Ernährungsfrage

Beitrag von Monsti » 05.02.2007, 18:36

Hallo Ella,

zu mir kam in der Klinik schon während des Kostaufbaus täglich eine Diätassistentin. Ihr erster Satz lautete: "Bitte vergessen Sie jetzt erst einmal alles, was man Ihnen jemals über gesunde Ernährung erzählt hat."

Sie übergab mir ein Infoblatt zur Ernährung bei Ileostoma. Darauf notierte sie handschriftlich:

- möglichst ballaststoffarm
- kein frisches Obst (außer Banane und geschabter Apfel)
- kein faseriges Gemüse
- keine Rohkost
- sehr viel trinken (mögl. ohne Kohlensäure bzw. kohlensäurearm)
- stopfende Kost bevorzugen
- langsam essen und intensiv kauen

Meine Stomaanlage liegt nun über drei Jahre zurück, aber die Notiz der Diätassistentin gilt für mich bis heute.

Liebe Grüße von
Angie

kein Profilfoto
Monsti

Mitglied

Ernährungsfrage

Beitrag von Monsti » 05.02.2007, 18:39

Hi Marion,

Du vergisst jetzt einfach alles, was Du jemals über "gesunde Ernährung" gehört hast.


Ist ja witzig ... hattest Du etwa dieselbe Diätassistentin??? :D

Grinsegrüßle von
Angie

kein Profilfoto
Monsti

Mitglied

Ernährungsfrage

Beitrag von chrispe » 05.02.2007, 19:56

Jutta B hat geschrieben:Hallo Ella,

gute Nahrung ist für die Gesundung schon wichtig, aber der Darm kann all dies nicht verarbeiten so kurz nach einer Operation, und besonders nach diesen Komplikationen. Die Ärztin hat Recht, bitte halte dich daran.

Schonende Nahrungsaufnahme mit langsamer Steigerung, aber bitte drücke deiner Mutter deine Vollwertkost nicht aufs Auge. Das kann ganz schnell schief gehen, und kann in viel schlimmeren Komplikationen enden.

Ein Toastbrot ist jetzt für deine Mutter weitaus besser verdaulich als ein Vollkornbrot!!! Etwas Zartbitterschokolade ist auch ein Energiespender. Das Obst nur in gekochter und evtl. pürierter Form nimmt der Darm dankbarer auf.

Denke bitte immer daran, dass du deinen Darm niemals mit dem frischoperierten deiner Mutter vergleichen kannst.

LG
Jutta B




Dem ist wohl kaum etwas hinzuzufügen.

kein Profilfoto
chrispe

Mitglied

Antwort erstellen
19 Beiträge • Seite 1 von 21, 2


Beiträge der letzten Zeit anzeigen:
Sortiere nach: