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Geschichte des Stomas Früher und Heute – Seite 7

Mit einem Stoma ist das Leben anders, aber nicht weniger lebenswert. Trotzdem stellt es uns vor so manche Herausforderung. Hier ist das Forum für eure Fragen und Erfahrungen zum Alltag mit einem Stoma.
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66 Beiträge • Seite 7 von 71 ... 3, 4, 5, 6, 7

Geschichte des Stomas Früher und Heute

Beitrag von sabine150375 » 11.09.2007, 16:47

.. vielleicht war sie das 1. so kleine Kind in der DDR???

LG

Sabine

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sabine150375

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Geschichte des Stomas Früher und Heute

Beitrag von Frau Lachmann » 11.09.2007, 17:03

Hm, kann eigentlich auch nicht sein, sie war knapp 2 Jahre alt und ich 1,5 Jahre.

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Frau Lachmann

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Geschichte des Stomas Früher und Heute

Beitrag von Sabine049 » 11.09.2007, 17:44

Hallo Lachi und Sabine,

ihr seid ja noch junge Hüpfer - zwinker.

.. vielleicht war sie das 1. so kleine Kind in der DDR???
Zitat Sabine150375

ich vermute eher, dass diesbzgl. keinerlei Statistiken vorliegen. Mißbildungen im Analbereich wie Vater-Syndrom, Analatresie und Kloakenfehlbildung gabs m.W. schon in jedem Jahrhundert.

Neugeborene mit pränatalen Mißbildungen im Analbereich wie Vater-Syndrom, Analatresie und Kloakenfehlbildung oder im Urogenitalbereich wie Blasenextrophie etc. sind definitv seit der Nachkriegszeit bekannt.

Ich wurde 1961 mit einer u.a. Analatresie mit einer hohen anorektalen Fistel geboren. Die damaligen Koryphäen/Spezialisten für derartige Fehl- o. Missbildungen waren in der BRD Prof. Dr. Fritz Rehbein, Bremen, und ein Münchner Chirurg.

Eigentlich sollte mir nach der ersten fehlgeschlagenen Durchzugsop. ein endständiges Stoma angelegt werden.

Ich gehe davon aus, dass auch in der damaligen DDR Neugeborene mit pränatalen anorektalen Missbildungen geboren wurden. Nach meinen Erkenntnissen tritt die Fehlbildung im Verhältnis 1:5000 auf ... achselzuckend. Sicherlich waren Fälle wie Nicole höchst selten, und falls ein Neugeborenes betroffen war, wurde es vermutlich aus Unkenntnis falsch oder garnicht behandelt. Bei Jungen beispielsweise muss bei einer vorliegenden Atresie generell umgehend eingegriffen werden, indem ein Stoma angelegt wird, ansonsten erliegen/erlagen sie einem Akutileus.

Anatomisch betrachtet entwickeln Mädchen i.d.R. eine rektovaginale Fistel (Mastdarm-Scheidenfistel), über die der Stuhl sich den Weg nach aussen bahnt. Zwecksdessen wurde damals u.a. eine Fistel aufbougiert = gedehnt. Die Fistel = Hohlgang diente dann rein allein als Entleerungskloake. Indes konnte chirurgischerseits mit einem invasiven aufwendigen Eingriff bis zum etwa vierten Lebensjahr gewartet werden.

@Lachi, m.W. gabs damals kaum kompetente bauchchirurgische Kapazitäten.

Ich persönlich könnte mir sehr gut vorstellen, dass betroffene Neugeborene sowohl mit urogenitalen als auch anorektalen Missbildungen vielerorts schlichtweg falsch diagnostisiert bzw. therapiert worden sind.

Liebe Grüße Sabine

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Sabine049

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Geschichte des Stomas Früher und Heute

Beitrag von Monsti » 11.09.2007, 20:42

Hallo zusammen,

auch ich vermute, dass aus DDR-Zeiten einfach keine Statistiken vorliegen. Manches wurde damals einfach unter den Teppich gekehrt, weil staatlich unerwünscht.

Dazu eine kleine Geschichte, die nichts mit Stoma & Co. zu tun hat:

Als ich in den 70er Jahren noch in die DDR einreisen durfte, hatte ich u.a. Kontakt zu einer in Berlin wohnenden Kirgisin. Die Frau (Ende 30) war 160 cm groß und wog ca. 44 kg, war also extrem schlank. Sie bat mich, aus West-Berlin Schnittmuster für Kleidung in Größe 34 mitzubringen, weil in der DDR jede Konfektionsware erst bei 38 begann ("Der DDR-Bürger ist schließlich gut genährt und benötigt nichts unter Größe 38."). Ich kann das bestätigen, denn im Kaufhaus "Centrum" am Berliner Alex war in den 70er Jahren fast nur Kleidung ab Größe 40 zu erstehen.

Ähnlich wie das Thema "dünne Menschen" wird wohl auch mit allem anderen umgegangen worden sein: Was außerhalb der Norm war bzw. nicht in das Bild des gut genährten, gesunden und arbeitswilligen bzw. leistungsfähigen DDR-Bürgers passte, wurde schlichtweg ignoriert.

Nichtsdestotrotz weiß ich von Reichsbahn-Angestellten aus West-Berlin, dass sich die ärztliche Versorgung in der DDR nicht wirklich hinter derjenigen in Westdeutschland verstecken musste. Von der Stomaversorgung damals habe ich allerdings keine Ahnung ...

Liebe Grüße
Angie

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Monsti

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Geschichte des Stomas Früher und Heute

Beitrag von Frau Lachmann » 11.09.2007, 21:36

Monsti hat geschrieben:Nichtsdestotrotz weiß ich von Reichsbahn-Angestellten aus West-Berlin, dass sich die ärztliche Versorgung in der DDR nicht wirklich hinter derjenigen in Westdeutschland verstecken musste. Von der Stomaversorgung damals habe ich allerdings keine Ahnung ...


Die Stoma-Versorgung in der DDR war wirklich nicht schlecht, ich bekam alles, was ich brauchte und das kostenlos. Es wurden keine Fragen nach dem Monatsbedarf oder so gestellt und außerdem habe ich problemlos die Beutel aus dem kapitalistischem Ausland erhalten.

Auch wenn hier shcon über Fehldiagnosen gesprochen wurde, die wurden wahrscheinlich Ost wie West gemacht, da würde ich jetzt keinen Unterschied ausmachen. Und Vertuschungen u.ä. bei Ärzte-Fehlern wird es auch überall gegeben haben.

Auch meine Krankheit wurde als "harmlose Polypen" diagnostiziert. Hätte mir in Westdeutschland und/oder Westberlin auch passieren können, da Krebs in diesem Alter sowieso etwas ungewöhnlicher ist.

DAs einzige, was ich denke, daß die psychologische Betreuung der Patienten und Angehörigen in Westdeutschland sich schneller und besser als in der DDR verbessert hat.
1972 war es in der DDR üblich, daß Eltern ihre Kinder NICHT ständig besuchen konnten, sondern sich an feste 1-2 Std. Besuchzeiten zu halten hatten ohne Ausnahmen.

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Frau Lachmann

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Geschichte des Stomas Früher und Heute

Beitrag von Sabine049 » 11.09.2007, 23:05

DAs einzige, was ich denke, daß die psychologische Betreuung der Patienten und Angehörigen in Westdeutschland sich schneller und besser als in der DDR verbessert hat.
1972 war es in der DDR üblich, daß Eltern ihre Kinder NICHT ständig besuchen konnten, sondern sich an feste 1-2 Std. Besuchzeiten zu halten hatten ohne Ausnahmen.


@Lachi :kiss: mit derartigen Episoden könnte ich ein Buch füllen, leider, waren Grundeinstellung und psychologische Betreuung selbst in den 70-zigern hier im Westen katastrophal.

Während meiner mehrmonatigen Aufenthalte in der Kinderchirurgie wurde mir - zugegeben - dermassen viel seelisches Leid zugefügt, dass ich aufgrunddessen heute noch schweißgebadet, von Alpträumen verfolgt, aufwache. Die Aufenthalte haben mich derartig traumatisiert, dass ich mich bemühe, diese gräßlichen Zeiten zu verdrängen. Vergessen werde ich die Erlebnisse nie und nimmer.

Besuchszeit: 2xmal/wöchentlich, jeweils Mittwoch und Sonntags von 15:00 - 16:00, ein zwischen den Türrahmen aufgestellter Tisch, verbarrikadierte das Krankenzimmer, so dass die Eltern keinerlei Möglichkeiten hatten, sich dem kranken Kind zu nähern, wg. der fälschlich angenommenen Infektionsgefahr :abgedreht:. So tummelten sich 6 Elternpaare vor den Krankensälen. Wenige Male kroch meine Mutter unter den Tisch durch, um mich in die Arme zu nehmen ... scheiße!

Wenn in der dreistündigen Mittagszeit gesprochen wurde, wurde das betreffende Kind postwendend samt Bettchen auf dem Flur abgeparkt unter der Androhung bei weiteren mittäglichen Störungen im Stationsbadezimmer eingesperrt zu werden.

Wir/ich waren an Hand- und Fussgelenken fixiert und trugen zusätzlich, um uns ja nicht selbst Schaden zuzufügen, Laibchen, die ebenfalls fest am Bettgitter gezurrt waren :abgedreht:.

Postoperativ führten die Sr. tagtäglich gefühlskalt und emotionslos, obwohl ich wie am Spieße schrie, einen roten Gummischlauch in den Mund und schoben jenen bis ich begann, zu würgen und zu erbrechen, in den Magen vor. Die Magenverweilsonden lagen generell mindestens eine Woche und länger. Ich könnte noch etliche Horrozsenarien aus der Zeit hervorkramen, letztlich würden diese jedoch den Rahmen des Forums sprengen :shock:.

Ne, die kindgerechte Betreuung von kranken Kindern besserte sich erst, als die Eltern mit aufgenommen wurden, und die Regelung wurde meines Wissens erst in den 90-zigern eingeführt.

In einer Zuchtanstalt konnte es nicht schlimmer zugegangen sein. Weggesperrt und fixiert ... das waren die Umgangsformen und Methoden in der Adenauer Ära :angry::angry:

Liebe Grüße Sabine

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Sabine049

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